Osterbrief der Schulleitung

Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte, ich hoffe, Sie konnten ein schönes Osterfest verbringen. Ostern 2020 wird uns allen aufgrund der aktuellen Corona-Situation noch sehr lange im Gedächtnis bleiben.
Am 18.März hatte ich Ihnen meinen ersten Dank auf der Homepage der Schule übermittelt.
Zu diesem Zeitpunkt gingen wir noch von einer Schulschließung bis Ende März aus. Viele Tage sind inzwischen vergangen und ich kann gar nicht richtig erahnen, wie sich das sog. Homeschooling für Sie inzwischen anfühlen muss. Dass wir aber keine Schüler*innen in der Notbetreuung hatten, zeigt mit welch grandioser Unterstützung Sie dem Kollegium der Domschule St. Marien zur Seite stehen.
Ich vermisse die Schüler*innen, bin aber auch weiterhin sehr froh, dass sie sich bei Ihnen zu Hause in Sicherheit befinden. Somit konnte ich das Kollegium im Homeoffice belassen und gemeinsam mit Ihnen dazu beitragen, dass soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert sind.
Das Kollegium hatte schnell sehr gute Wege gefunden, um Ihre Kinder mit Arbeitsaufträgen zu versorgen. Ich erfahre immer wieder, wie gut das „Alles“ inzwischen funktioniert und mit welch großer Verantwortung Ihre Kinder mitarbeiten. Ich bin auch ein bisschen Stolz auf die kreativen Ideen der Kolleginnen und Kollegen. Gerade vor Ostern wurde in der Grundschule so einiges gebastelt. Ein paar aufmunternde Hasen sehen Sie am Anfang und Ende dieses Briefes.
Meinem Kollegium und mir ist bewusst, mit welch schwierigen Bedingungen Sie derzeit zu kämpfen haben. Das mag die Sorge um die eigene berufliche Zukunft sein, möglicherweise auch finanzielle Sorgen, die Sie umtreiben oder die Sorge um Familienmitglieder, zu denen Sie und Ihre Kinder aktuell keinen Kontakt haben können. Gerade an Ostertagen stelle ich mir das besonders schwierig vor. Ich gebe gern zu, dass ich mit meinen Eltern in den letzten Tagen durchaus mehr telefoniert habe, als gewöhnlich. Wünschen kann ich mir nur, dass es Ihnen allen und Ihren Angehörigen gesundheitlich gut geht.
Mein Schulleiterkollege von der Katholischen Schule in Harburg, Herr Michael Stüper, hatte kürzlich in seinem Schreiben an die Schulgemeinschaft eine längere Passage zum Homeschooling formuliert, die ich Ihnen gern hier einbauen möchte.
Er schrieb: „Daher ist es uns wichtig zu betonen, dass der häusliche Frieden wichtiger ist als Schule. Den sollte man unter allen Umständen bewahren. Wenn einer anfängt zu schreien oder in Tränen ausbricht, hat keiner gewonnen. Da wir momentan alle quasi in unseren vier Wänden gefangen sind, ist es umso wichtiger, zusätzlichen Stress zu vermeiden. Tief durchatmen wirkt manchmal Wunder, denn jeder von uns hat mal einen schlechten Tag. …
Hier noch sechs Tipps, die Sie vielleicht aber auch schon von anderer Seite erhalten haben, doch lieber einmal zu viel:
Struktur ist das A und O
Ihre Kinder sind es gewöhnt, in der Schule nach einem vorgegebenen Stundenplan unterrichtet zu werden. Erstellen Sie deshalb gemeinsam mit Ihren Kindern einen Stundenplan und platzieren ihn bei Bedarf an einem sichtbaren Ort, z.B. dem Kühlschrank. Der Tag sollte in Lernzeiten aufgeteilt werden. Ganz wichtig ist es, Mahlzeiten, Pausen, kreative Aktivitäten und vor allem Bewegungspausen einzuplanen. Wenn der Tag problemlos verläuft und vor allem die Lernzeiten effektiv genutzt wurden, kann man sich eine kleine Belohnung überlegen.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Keiner von uns mag es, wenn uns jemand ständig im Nacken sitzt und uns kontrolliert. Schenken Sie Ihrem Kind das nötige Vertrauen und denken Sie daran – auch Fehler sind erlaubt. Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, die Aufgaben in Ruhe zu erledigen. Diese können dann zum Schluss auf eine wertschätzende Art und Weise kontrolliert werden. Zuhause gibt es zudem keine Wartezeiten.
Seien Sie realistisch
Setzen Sie die Ziele nicht zu hoch. Es ist nicht realistisch anzunehmen, dass man als Elternteil 6 Stunden am Stück unterrichten kann. Die Lernumgebung zu Hause ist eine völlig andere! Auch Partnerarbeit, welche den Lernprozess beschleunigen kann, ist in den eigenen vier Wänden nicht möglich. Dazu kommt, dass viele von Ihnen jetzt von zuhause aus arbeiten müssen und gar keine Zeit haben, den Lernprozess ihrer Kinder den ganzen Tag lang zu überwachen. Weniger ist da manchmal mehr.
Bleiben Sie geduldig und nehmen es nicht persönlich
Wer zuhause seine Kinder unterstützt, sollte sich bewusst sein, dass Fehler unvermeidbar sind. Lehrerinnen und Lehrer müssen ein Thema auch manchmal öfter erklären, als es ihnen lieb ist, in der Hoffnung, dass es die meisten Schülerinnen und Schüler verstanden haben. Man sollte es also nicht persönlich nehmen, wenn Fehler passieren, da dies beim Üben Normalität ist. Wenn Sie sehen, dass Ihr Kind die Erklärung nicht verstanden hat, bleiben Sie geduldig und versuchen es nochmal.
Machen Sie Purzelbäume im Wohnzimmer
Vor allem bei der Konzentration der Kinder spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Wenn auch nicht alle einen Garten haben, sollte sichergestellt werden, dass die Kinder sich täglich bewegen. Tanzvideos, Workouts, Yoga-Übungen für Familien, man kann auch kleine Gleichgewichts- oder Purzelbaum-Wettbewerbe im Wohnzimmer veranstalten.
Kontakt zu Freunden ist wichtig
Kinder sind momentan konstant von der Familie umgeben und wissen nicht, wann sie wieder das Klassenzimmer betreten und endlich ihre Mitschülerinnen sehen werden, was extrem stressig für sie sein kann. Daher ist es von großer Bedeutung, dass sie den Kontakt zu Freundinnen und Freunden nicht verlieren. Nutzen Sie die Möglichkeiten die … Apps anbieten, aber auch das einfache Telefongespräch kann Wunder vollbringen. Eine besonders große Freude kann aber auch ein handgeschriebener Brief machen.“
Anmerkung: Herr Stüper war so freundlich mir diese Passage für Sie zur Verfügung zu stellen.
Großes Verständnis habe ich für die Frage, wann in Hamburg die Schulen wieder geöffnet werden. Gleichwohl kann ich Ihnen hierauf keine Antwort geben, da die Entscheidung noch nicht getroffen ist. Ich gehe davon aus, dass am Mittwoch, den 15.04. Gespräche auf Bundesebene dazu stattfinden. Wir werden uns auf die Einschätzung von Experten aus Medizin und Politik verlassen müssen. Bitte vertrauen Sie darauf, dass Sie von den Klassenleitungen informiert werden, sobald das möglich ist.
Und wir alle müssen uns aber darüber bewusst werden, dass der Schulalltag nicht einfach so wieder einkehrt. Das Kollegium der Domschule St. Marien wird mit Augenmaß entscheiden, welche Leistungsbewertung für das zweite Halbjahr möglich ist. Die Hamburger Schulbehörde hat richtigerweise geschrieben, dass keiner Schülerin und keinem Schüler ein Nachteil durch die Corona Krise entstehen wird.
Für die kommende Zeit sende ich Ihnen meine besten Wünsche. Bei Fragen dürfen Sie wie immer gern anrufen oder eine E-Mail schreiben.
Alles Gute von Marion Karg.

