„Sonntagsschule“ für Flüchtlinge

Das ist Einsatz: Zehntklässler der Hamburger Domschule St. Marien treffen sich sonntags mit Flüchtlingen und trainieren mit ihnen Wortschatz und Grammatik der deutschen Sprache.
Die Idee, den Deutschunterricht anzubieten, entstand im Rahmen einer Projektwoche „Fairplayer“, ein Nachhaltigkeitsprojekt der Katholischen Jugend Hamburg. Schüler sollen hier lernen, ihre eigenen Projekte zu entwickeln. Und als die Domschüler erlebten, wie täglich neue Flüchtlingsgruppen am nahegelegenen Hauptbahnhof eintrafen, wurde ihnen bewusst, wie wichtig es für die Integration ist, dass sie die deutsche Sprache sprechen.
Die Flüchtlinge, die die Schüler nun unterrichten, sind alle minderjährig. Unter der Woche besuchen sie öffentliche Schulen. „Sonntags haben sie jedoch wenig Kontakt zu Jugendlichen ihres Alters“, sagt Lehrerin Marion Karg. „Im Unterricht sind viele sehr gut, doch die reale Sprechsituation mit Gleichaltrigen fehlt oft. Das soll sich hier ändern.“
Mit Hilfe finanzieller Unterstützung aus dem Flüchtlingsfonds des Erzbistums sowie privater Spenden konnte Marion Karg Lehrmaterial besorgen. So können die Schüler mit den Flüchtlingen Arbeitsblätter bearbeiten. „Ich versuche immer, alles so leicht wie möglich zu erklären, aber das ist manchmal schon echt schwer“, sagt Jasmine Wölfler (16). Wie erklärt man beispielsweise den Dativ? Warum heißt es hier so und dort anders?
Die jungen Lehrer versuchen, sich so gut wie möglich in ihre Schüler hineinzuversetzen, und fangen an, die Mechanismen ihrer Sprache zu hinterfragen. Nach einer Teepause geht es dann um die freie Unterhaltung, Domschüler und Deutschlerner spielen gemeinsam etwa Uno und Jenga. „Wir sprechen zwar noch nicht die gleiche Sprache, aber irgendwie funktioniert die Verständigung“, sagt die 15-jährige Julia Lu, die wie viele der Hamburger Schüler sogar selbst zweisprachig aufgewachsen ist und Vietnamesisch und Deutsch als Muttersprachen beherrscht.
„Manchmal benutzen wir eine Zeichensprache oder Gesten und Mimik und irgendwie klappt das! Wir reden und lachen zusammen, und ich habe das Gefühl, dass auch die Flüchtlinge Spaß an der Sache haben.“ „Ich spreche Portugiesisch und konnte deshalb vor allem den Jugendlichen aus Guinea-Bissau einiges übersetzen“, erzählt David Da Fonseca Araujo (15). „Es ist toll, wenn man merkt, wie die Schüler Spaß am Lernen haben und gerne mitmachen. Deshalb setze ich meine freie Zeit am Sonntagnachmittag gerne für den Unterricht ein.“
(Neue KirchenZeitung, aw)